Anwendungsorientierte Fächer
Im Studium liegt der Schwerpunkt auf anwendungsorientierten Fächern. Die Schwerpunktfächer und Wahlmöglichkeiten unterscheiden sich hier von Hochschule zu Hochschule stark. Hier einige Schwerpunkte, die an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) angeboten werden: Analytische Chemie, Biochemie, Materialwissenschaften, Chemie-, Verfahrens-, Lack- oder Umwelttechnik, Umwelt- und Bioanalytik, Synthese- und Polymerchemie, Textilchemie, Wirtschaftsingenieurwesen Chemietechnik und Wirtschaftschemie.
In den eher technisch ausgerichteten Studiengängen stehen vor allem Fächer wie Verfahrenstechnik, Mess- und Regelungstechnik, Apparate- und Materialkunde und Strömungslehre auf dem Stundenplan. An anderen HAW liegt der Fokus stärker auf der Analytik. In solchen Studiengängen werden vermehrt Kenntnisse im Bereich Umweltanalytik, Bioanalytik und instrumentelle Analytik vermittelt. An HAW mit einer Ausrichtung auf die Lebenswissenschaften werden Fächer wie Biochemie, Pharmakologie, Toxikologie, Biotechnologie oder Mikrobiologie angeboten. Am Besten informieren Sie sich vor Studienbeginn über die Wahlmöglichkeiten und Schwerpunkte der einzelnen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.
Praxissemester oder Praxisphasen
Die Dauer der Praxiserfahrung und ihr Platz im Studiengang sind je nach Gesamtdauer des Studiums unterschiedlich. Bei sechssemestrigen Bachelor-Studiengängen umfasst die Praxiszeit einige Wochen bis viereinhalb Monate. Sie kann in ein Semester integriert sein oder in den Semesterferien liegen. Ein volles berufspraktisches Semester (kurz BPS, in der Regel fünf Monate oder zwanzig Wochen) gehört zu den sieben- und achtsemestrigen Bachelor-Studiengängen.
Diese Praxiszeiten können an manchen HAW auch im Ausland verbracht werden. Wer längere Berufserfahrung nachweist, dem wird sie häufig als Praxiserfahrung statt des BPS anerkannt. Praxisphase oder BPS finden in Firmen verschiedener Größe und Branchen statt. Sie „tauchen ein“ in den Berufsalltag der künftigen Kolleg*innen und lernen Hierarchien und Entscheidungswege kennen. Dazu gehört auch die Erfahrung, dass in Firmen, anders als im Hochschulalltag, Kosten-Nutzen-Überlegungen, Zeit- und Projektplanung und Termintreue (und damit auch Termindruck) eine Rolle spielen.
Nach Abschluss der Praxiszeit wird ein Bericht verfasst und oft einen Seminarvortrag gehalten. Das ist eine gute Übung, denn Präsentieren gehört wie Literaturrecherche zu den „Schlüsselqualifikationen“, die im Studium an konkreten, fachbezogenen Beispielen am besten vermittelt und geübt werden.
Ein entscheidendes Merkmal der Praxisphasen oder -semester an HAW ist, dass sie in der Regel in das Studium voll integriert sind. Das bietet einige Vorteile: erstes Arbeiten mit einer Zielvereinbarung, Studierendenstatus wird beibehalten, Betreuung durch eine Hochschullehrkraft, Kreditpunkte für die erbrachten Leistungen und mehr. Ein erfolgreich abgeschlossenes Praxissemester ist ein Knoten im Netzwerk, das während des Studiums geknüft wird und das bei der Stellensuche nach dem Abschluss und im Beruf hilft. Die in der Praxiszeit gesammelten Erfahrungen sind ein Plus bei der Stellensuche.
Projekte und Abschlussarbeiten in Firmen und Forschungsinstituten
HAW arbeiten oft eng mit Firmen und Forschungsinstituten zusammen oder haben eigene „An-Institute“ für Angewandte Forschung und Entwicklung und für Technologietransfer. So begegnen Studierenden frühzeitig Projekte angewandter Forschung aus einer breiten Palette von Arbeitsgebieten.
Bis zur Abschlussarbeit hat sich Selbständigkeit so weit entwickelt, dass sich Studierende in der Regel die nötigen Detailinformationen selbst beschaffen und ihre Arbeit in Absprache mit erfahrenen Betreuer*innen selbst planen und durchführen können.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse fassen Sie dann in der Bachelor- bzw. Master-Arbeit zusammen. Sie wird nach den Regeln für wissenschaftliche Publikationen erstellt und von einer Hochschullehrkraft betreut, korrigiert und bewertet. Dazu gehört an den meisten Hochschulen noch das Abschluss-Kolloquium mit einem Vortrag und anschließender fachlicher Diskussion.